Beispiel 2
Das Deutsche ist eine Verb-Zweit-Sprache. Das heißt, dass das (finite) Verb immer an zweiter Stelle im Satz steht. In einfachen Fällen bedeutet “zweite Stelle” dasselbe wie “als zweites Wort”: Hans hat einen Schnupfen oder Katzen fressen Mäuse. In den meisten Fällen bedeutet “zweite Stelle” aber “als zweiter Satzteil nach einer ersten Gruppe von Wörtern, die ihrerseits zusammen gehören (eine Konstituente bilden):
Unter dem Sofa lag ein großes Paket von Zalando.
Probieren Sie gerne aus, wie groß diese erste Wortgruppe sein kann!
Sie kann sehr groß sein. Sogar ganze Nebensätze können diese erste Position im Satz einnehmen, beispielsweise ein Nebensatz wie “weil es heute regnet”:
Weil es heute regnet, hat Hans einen Schnupfen.
In diesem Fall wird der Nebensatz mit einem Komma vom Hauptsatz abgetrennt. (Auf diese Regeln hat sich jedenfalls die Duden-Redaktion geeinigt.)
Im Moment haben aber viele Schreibende das Gefühl, dass ein Komma zwischen erster Wortgruppe und dem Verb auch dann erlaubt ist, wenn die erste Wortgruppe “irgendwie lang” aussieht oder nicht das Subjekt des Satzes ist. Das könnte der Grund für das Komma in (2) sein: “mit dem Aufkommen des Online-Handels” ist ziemlich lang und es ist auch nicht das Subjekt des Satzes.
Manche Sprecher fühlen auch, dass ein Kontrast zwischen zwei Dingen ein Komma ermöglicht, wie etwa hier, wo Sommer und Winter kontrastiert sind:
Während der Sommerzeit, wird jeden Mittwochabend gegrillt.
In der Wintersaison, gehen wir mittwochs ins Schwimmbad.
Interessanterweise erfinden viele Sprecher ziemlich ausgefeilte neue Kommaregeln, die nichts damit zu tun haben, ob man beim Vorlesen hier mal nach Luft schnappen sollte! — Wie setzen Sie Kommas? Wenn Sie jetzt sagen “nach Gefühl”, dann versuchen Sie, Ihr Kommagefühl genauer zu beschreiben. Viel Spaß!